Frank Zschuppe

L´homme armé (2015) (Gemischter Chor STB) - Noten Download PDF


L´homme armé - Eine isorhythmische Motette

Einige Motive fesseln die Komponisten so, dass sie sie immer wieder aufgreifen. Hierzu gehört
zweifelsohne die aus dem 15. Jahrhundert stammende französische Chanson "L´homme armé"
(Der Mann in Waffen). Zwar ist nicht mehr fassbar, wer diese Melodie ursprünglich komponierte,
am Ende des 17. Jahrhunderts jedoch gab es um die 40 Messvertonungen, darunter die von
Josquin, Carissimi und Palestrina, die die Melodie zumindest in einer Stimme verwendeten. Der
Ruf zu den Waffen, verständlich in einer Zeit, die durch Kreuzzüge und kriegerische Auseinandersetzungen
wie den Hundertjährigen Krieg gekennzeichnet war, mag für die vielen Komponisten,
die dieses Motiv aufgegriffen haben, unterschiedliche Konnotationen besessen haben.
"Den Mann in Waffen", den manche sogar mit dem Erzengel Michael identifizieren, "muss man
fürchten./ Überall hat man ausrufen lassen,/ Dass jeder sich bewaffnen solle/ Mit einem eisernen
Kettenpanzer./ Den Mann in Waffen muss man fürchten."

Der hier vorliegenden Motette "L´homme armé" liegt neben der im Mittelalter weit verbreiteten
Chanson auch die Sequenz "Victimae paschali laudes" von Wipo von Burgund (um 1000) zugrunde.
Zusammen mit dem Choral "Aus tiefer Not" bilden sie im Mittelteil, in den Takten 52 bis
93, eine isorhythmische Motette, wobei die Isorhythmie in der Unterstimme aus der Sequenz gespeist
wird. Die frühe isorhythmische Motette zeichnete dabei vor allem aus, dass der Tonvorrat
einer gegebenen Melodie in der Unterstimme einem neuen Rhythmusmodell unterworfen wird,
darüber werden zwei freie Stimmen, oft auch in verschiedenen Sprachen hinzugefügt. Dieser Teil
kann als "Isorhythmische Motette" auch einzeln vorgetragen werden (Tonumfang: D-c´´). Der freier
komponierte Rahmen ist überwiegend vom "L´homme armé" bestimmt (Tonumfang: D-a´´).

Zum Entstehungszusammenhang des Werks äußerte sich der Komponist:

Kaum zu glauben, dass man sich eine ganze lange Nacht hindurch über die "isorhythmische
Motette" unterhalten kann. So geschehen in einem Caféhaus im Jahre 2005, als ein Organistenkollege
und ich unsere gemeinsame Begeisterung für diese alte Kompositionsform entdeckten.
Beide waren wir einst von unseren Lehrern angesteckt worden. Gleich am nächsten Morgen
machte ich mich daran, selbst eine solche Motette zu schreiben - nur mit dem Unterschied, die
beiden Oberstimmen nicht, wie im 14. Jahrhundert, frei zu komponieren, sondern bereits vorhandene
Melodien zu verwenden. Diesen Ehrgeiz musste ich am folgenden Tag büßen: Es mündete
in einer unendlichen Tüftelei am Schreibtisch. Es galt, die jeweils passende Verfahrensweise
sowie Tonart zu finden. Am Sonntag war es fertig, und landete für 10 Jahre in der Schublade...
2015 beschloss ich, dem strengen Mittelteil einen freieren Rahmen zu geben, und diesen ausschließlich
singend zu komponieren: Es sollte ein "Klangbad" werden, als Rahmen und Gegenstück
zum doch sehr strengen Mittelteil.

Der Schwierigkeitsgrad ist überschaubar, wobei der doch beträchtliche Tonumfang des Rahmens
eine Herausforderung sein mag. Textlich ist, wie ich hinterher feststellen durfte, weiter
Raum für Interpretation offen, was ich sehr spannend finde.



Details

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Artnr.: pTN021D
Autoren: Zschuppe, Frank
Stilrichtung: Klassik (Zeitgenössisch)
Instrument: Gemischter Chor
Seiten: 13
Unser Preis: 2.99 EUR

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